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“Blatter knew about Havelange bribes 15 years ago!”

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von Andrew Jennings und Jens Weinreich

Ich erinnere mich noch gut an diesen Januartag des Jahres 2004 in Tunis. Ich drehte für das schwedische und dänische Fernsehen eine Dokumentation über Joseph Blatter (The Untouchable), Andrew Jennings war zum Kongress des afrikanischen Fußballverbandes CAF vor Ort (für FIFA-Events war er damals schon zur persona non grata erklärt worden). Andrew hatte einige Tage zuvor in der Daily Mail (!) seine Geschichte aus dem Jahr 2002 über Havelange und das ISL-Schmiergeld konkretisiert, das irrtümlich auf einem FIFA-Konto landete und deshalb aus der FIFA-Zentrale weitergeleitet wurde. Wir wollten nun gemeinsam Blatter damit konfrontieren. Hatten aber nur eine Kamera. Ich brauchte die Bilder für mein Filmchen. Andrew ahnte schon, dass er das irgendwann mal für BBC-Panorama benötigen würde.

Gemeinsam mit meinen Kollegen Søren Steen Jespersen und Kameramann Kim Frandsen haben wir also geprobt, mit einer Kamera alles einzufangen: Andrews Frage, Blatters Reaktionen. Alles lief nach Drehbuch. Und es hat geklappt, Glück gehabt. Aus meiner Doku kann ich die mehrere Minuten lange Szene leider nicht zeigen, in der BBC lief das so:

[Im Feed kann dieses Video nicht angezeigt werden. Klicke zum Blogeintrag um das Video anzusehen.]

Ich habe dann in einem der Interviews, die ich mit Blatter für meinen Film führte, natürlich auch ausführlich über das Havelange-Schmiergeld geredet bzw es versucht, darüber zu reden. Blatter log. Er log mal wieder. Er sagte, er wisse nichts davon. Die Kamera blieb lange auf seinem Gesicht. Bis er unsicher wurde und glucksend grinste. Wir haben das so reingeschnitten. Eine schöne Szene, ein Lügengesicht ohnegleichen. (Leider habe ich das nicht parat, bin unterwegs, sonst hätte ich die Passage auch ohne Rechte flink auf Youtube hochgeladen.)

Warum ich das so ausführlich erzähle?

  • Über die Bestechungszahlungen der ISL an Havelange weiß die Welt nicht erst seit vergangenen Mittwoch Bescheid.
  • Über das ISL-Bestechungssystem weiß die Welt nicht erst seit vergangenen Mittwoch Bescheid. Die Recherchen einiger weniger Journalisten sind seit vielen Jahren schon gerichtsfest belegt, sofern sie – wie im ISL-Fall – von uns nicht ohnehin mit kiloschweren Dokumentenordnern belegt werden konnten.

Auch wenn das so genannte Journalisten (vor allem in Nachrichtenagenturen, aber auch in vielen anderen Medien) und Funktionäre wie der DFB-Präsident Wolfgang Niersbach beständig falsch verbreiten. (Ich kann die Fehler und Dummheiten gar nicht zählen und versuche, Pionierehrenwort, mich nur noch mäßig darüber aufzuregen.)

Blatter hat seit vielen Jahren zur Havelange-ISL-Million gelogen.

Und er beugt weiter die Wahrheit, auch in anderen Punkten – etwa, wenn er behauptet (wie seine ehemalige Beraterin Sylvia Schenk von TI übrigens), es habe irgendwie keine strafrechtliche Handhabe gegen das Treiben der ISL mit Havelange/Teixeira und vielen anderen gegeben. Irrtum: Einfach nur mal gründlich die Einstellungsverfügung lesen. Nicht wegen Korruption, ja, das erzähle ich selbst seit Jahren, aber die beiden brasilianischen Großganoven hätten wegen ungetreuer Geschäftbesorgung bis zu fünf Jahre in den Knast gehen können. Seite 19 ff. Ausführlicher geht’s nimmer.

Bevor Andrew Jennings zu Wort kommt, hier noch flink die aktualisierte Tabelle der ISL-Schmiergeldzahlungen. Gerichtsfest. Wasserfest. Immer wieder beschrieben. Und nie werden wir alles wissen.

ISL-Bestechungszahlungen an hohe Sportfunktionäre in FIFA, IOC, IAAF etc

Die Einstellungsverfügung hält zudem fest:

Bereits vor 1989 wurden „Vorinvestitionen“ in Millionenhöhe geleistet.

Die ISL-Gruppe wurde Anfang der achtziger Jahre vom damaligen Adidas-Boss Horst Dassler gegründet. Mehr dazu hier.

(Zu den Schmiergeldsummen: Für die Jahre 1989 bis 1999 berufe ich mich sauber auf die Zusammenstellung von Ermittlern, denn wir haben ja mehr Unterlagen, als nun veröffentlicht wurden. Für 1999-2001 habe ich vielleicht einen kleinen Fehler gemacht im Vergleich zu meinen bisherigen Tabellen. Wer mag, kann das gern in der Einstellungsverfügung überprüfen. Es ist für mich doch meist schwierig, Juristendeutsch gepaart mit Buchhaltersprache zu entschlüsseln. Für 1999-2001 haben wir es mit der Besonderheit zu tun, dass die ISL 36 Mio CHF auf Stiftungskonten, Nunca, Sunbow, für Bestechungs- bzw. Funktionärs-Lohnzahlungen überwiesen hatte. Rund die Hälfte davon wurde wegen der prekären Finanzlage kurz vor dem Konkurs aber wieder entnommen und landete nicht in Havelangeteixeirasleozdiackshayatous … Taschen. Also, wer einen Fehler entdeckt, ich lasse mich gern aufklären und korrigiere sofort.)

Hier nun das jüngste Machwerk von Andrew Jennings in seinem Blog, er regt sich genauso über Blatter und die FIFA-Propaganda (natürlich wieder im Blick, dem ehemaligen Blatt seines Chef-Propagandisten Walter de Gregorio, in dem ich einst – unter dem Sportchef de Gregorio! – so etwas geschrieben habe :) auf wie ich das tue.

Blatter knew about Havelange bribes 15 years ago!

Joao Havelange stole around US$60 million in dozens of bribes from the ISL company, money that should have gone to FIFA. But investigators have only been able to discover documentary proof for one bribe of 1.5 million Swiss Francs – around US$1 million. But I knew about this bribe 10 years ago and wrote the world exclusive story on May 25, 2002 in the London Daily Mail.

At that time in 2002 a reliable source within FIFA believed the bribe had been for about £500,000. They knew it had come from ISL and by mistake had been sent to a FIFA bank account.

I kept asking questions about this bribe and in 2003 Sepp Blatter banned me from FIFA press conferences and premises. I continued looking for more facts and another reliable source told me they had heard inside FIFA that the amount was around 1 million Swiss Francs. I published this in the Daily Mail on December 5, 2003. I knew the money had gone to Havelange so we used a big picture of him!

Every year I learned more about ISL bribes to senior FIFA officials and told the story in the first chapter of my book Foul!about FIFA corruption. That chapter is called ‘Blatter’s Ticking Time-Bomb.’ I still had the year wrong – it actually happened in March 1997 – but I had more witnesses. The publisher’s lawyers would not let me name Havelange. Nor would they let me use the quote from Blatter, ‘This money must be moved to Havelange’s account.’ But he said it. The book was published six years ago, in May 2006.

In June 2006 I presented a BBC Panorama investigation into Blatter’s corruption. We called itThe Beautiful Bung. In that programme we used a question I had put to Blatter at a press conference in Tunis (have a look!) in January 2004 about the bribe. He could not ban me this time. But he was traumatised by my question and avoided answering it.

During the making of the Panorama film I caught up with Blatter in April 2006 at the old FIFA House. I asked him about the ISL bribes but he refused to talk about them (you can see!). As he fled I asked him about the Havelange bribe – but he ran away. But we transmitted the allegation in a film watched by millions in the UK and around the world.

At the end of the film I caught up with Blatter at Zurich airport (have a look!) as he arrived to fly, as he always does, by charter jet. I had seen a document revealing that FIFA had repaid some the bribe money to the liquidator of the IS company.

It is disappointing that reporters for the wire services and so many newspapers have this week believed Blatter when he denies knowing about the ISL bribe to Havelange. So here it is again, extracted from page 8 of Investigating Magistrate Thomas Hildbrand’s report.


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